47 Trainingsverlust: Corona löst Gefühlschaos aus

Es darf jetzt bitte nicht egoistisch rüberkommen! Doch vorhin bin ich leicht durchgedreht…
Ab heute müssen u.a. auch Fitnessstudios schließen!
Ich wollte nichts zum Thema Corona-Virus schreiben, aber irgendwie muss ich mein Gefühlserleben schriftlich festhalten und mich damit auseinandersetzen. Es rattert. Kein anderes Thema lässt Platz in meinem Kopf, als die Frage, wie ich ab sofort trainieren soll!?
Ich hatte Pipi in den Augen, als ich daran dachte! Wochenlang ohne einen Fuß ins Fitnessstudio setzen zu können! Ich werde Fett ansetzen!

Nun merke ich noch stärker, wie abhängig ich mich vom Sport mache bzw. wie abhängig ich davon bin! Das Training zu Hause allein reicht mir nicht! Schwere Gewichte habe ich nicht zu Hause.
Ich bin davon überzeugt, dass es vielen da draußen ähnlich geht.
Dieser plötzliche und akute Sportentzug, zumindest Training ohne Fitnessstudio, betrifft viele Sportler.


Meine mentale Trainingsplanung für diese Woche stand vor Tagen und war klar strukturiert. Doch nun änderte sich dieser Plan schlagartig.
Montag (gestern), den letzten geöffneten Tag im Studio, genutzt.
Statt Tag 1 meines 3er-Splits (Oberschenkelvorderseite, Brust und Trizeps) absolvierte ich in 2,5 Stunden (ohne auf- und abwärmen) ein ausgeprägtes Training der großen Muskelgruppen mit jeweils fünf Sätzen.
D.h. Oberschenkelvorderseite sowie Brust blieben, aber Trizeps wich für Rücken, Oberschenkelrückseite und eine Übung Waden.
Für heute plante ich damit Po, Bauch (Tag 3 meines Splits) plus Arme und Schultern.

Zu Hause erfolgte diese zweite Umsetzung: Da der Rücken gestern nur kurz ausfiel, startete ich mein Workout mit Klimmzügen. Du siehst, Rücken war nicht geplant, aber ich meinte wieder mal, noch mehr tun zu müssen. Auch heute waren es 2,5 Stunden Training.
Mein Equipment bestand aus dem TRX-Band, Fußmanschetten, zwei Loops und Körpergewichtsübungen.

Doch nun überlege ich, ob ich morgen funktionelles Ganzkörpertraining mache oder eine Pause einlege oder einfach Cardio machen sollte. Und wenn Cardio, was?
Zu Hause geht nicht, es sei denn ich springe eine Stunde auf und ab oder mache 1.000 Burpees etc.

Draußen könnte ich meine erste Joggingrunde einlegen. Das Wetter soll vielversprechend und mild werden. Bereits heute und gestern war tolles Wetter.
Auch kam eine Anfrage von zwei Bekannten, ob wir die Tage zusammen laufen wollen.
Ich sagte zu und warte auf Antwort, aber ob es so kurzfristig morgen klappt?


Weshalb ich diesen Beitrag verfasse hat einen bestimmten Grund:
Da seit heute sämtliche Alltags- und Freizeitaktivitäten auf Eis gelegt sind (Stichwort Corona), wäre dies DIE CHANCE, mich mit der Sportsucht auseinanderzusetzen!!!
Denn würde ich ihr nun jeden Tag nachgeben, ist allein der Gedanke daran, sie zu „bekämpfen“, Verschwendung und verlorene Hoffnung…

Hoffnung. Dieses Wort tippte sich wie von selbst.
Darin steckt eine Botschaft, will ich meinen.
Eine Botschaft an mich selbst!?
Die, die ich mir seit Jahren predige und nie umzusetzen schaffe.

Ich weiß, dass ich nicht „fett“ werde, wenn ich ein paar Wochen anders oder gar weniger trainiere. Etwas Fett muss ich wohl oder übel ansetzen, um weiblicher zu werden, um die Hormone quasi anzukurbeln u.s.w.
Gleichzeitig habe ich Angst davor, dass wenn ich mit dem Laufen anfange, ich dadurch eine weitere Sucht entwickle.
Ich erinnere mich an damals, als Extreme sind die Jahre 2003 und 2004 genannt.
Die „niederlägigste“ Zeit meines Lebens. Gibt es dieses Wort überhaupt?

Kurz vor meinem ersten Krankenhausaufenthalt, als ich jeden Tag dreimal riesige Spaziergänge unternahm, um mich zu bewegen.
Ich weiß nicht, woher ich die Kraft nahm.
Wenn es dunkel war, lief ich etliche Meter an der Straße.
Tagsüber im Wald lief ich, wo ich mich relativ versteckt und ungesehen fühlte.
Doch sobald mir jemand entgegenkam, hörte ich auf zu laufen. Es war mir peinlich…
Das merke ich sogar bis heute. Wenn ich z.B. kurz draußen laufe, um den Bus zu bekommen, komme ich mir blöd vor. Von daher, mal sehen, wie das Laufen mit den zwei Bekannten aktuell für mich wäre.


Doch wie soll ich mich nun konsequent mit „ihr“ (der Sportsucht) auseinandersetzen?
Wie soll ich was abwägen und „richtig“ entscheiden?
So entscheiden, dass es für mich akzeptabel ist und ich nicht durchdrehe?

Aufgefallen ist mir nun schon, dass ich sowohl heute (Dienstag) als auch vorgestern (Sonntag) nicht mal annähernd mein Kalorien-Soll erreicht hatte!
Heute liege ich bei 1.790 kcal, am Sonntag bei 1.739 kcal.
Gestern mit 2.900 kcal war ich gar nicht so schlecht, doch da ich über 2,5 Stunden im Studio war und mit Fußweg, auf- und abwärmen angeblich um die 726 kcal verbrannt haben soll, war es weniger berauschend.
Zumal die App eh Werte jenseits von richtig anzeigt. Es fiel mir auf wie auch meinem Freund und einer Freundin.


Meine Handlungen hinterfrage ich regelmäßig selbst.
Ich bin nicht blöd.
Ich weiß genau, dass Muskulatur erst in der Regeneration aufgebaut werden kann – und das durch Kalorienüberschuss!
Weshalb nur schaffe ich die Umsetzung nicht? Wovor habe ich Angst?
Ich will es doch ändern, anders haben, anders sein und aussehen…
Nun wäre wirklich die Gelegenheit!
Mensch, fitnice: Mach was draus!

    Leave Your Comment Here