63 Sport über alles und jeden

Am Mittwoch ist erneuter Wiegetag – und ich freue mich darauf!
Irgendwie hoffe ich sogar, dass ich über 48 kg bin; vorausgesetzt, der Bauch ist flach. Dann kann ich es beruhigt annehmen.
Auch finde ich, dass mein Gesicht anders aussieht.
Als „besser“ wage ich es vorsichtig zu bezeichnen und darüber bin ich selbst erstaunt.
Ich kann nicht sagen, ob es an der leichten Gesichtsbräune durch das Laufen draußen liegt (wir hatten ja viele schöne Sommertage) oder ob ich doch etwas zugenommen habe, denn eine Gewichtszunahme macht sich bei mir sofort im Gesicht bemerkbar. In drei Tagen werde ich es wissen, wenn ich mich auf die Waage stelle…


Nun sind die drei Tage vorbei und ja, die Zahl auf der Waage hat sich verändert – um 200 g nach unten gesunken… Es können natürliche Gewichtsschwankungen sein. Womöglich wären es gestern oder morgen ein paar hundert Gramm mehr oder weniger gewesen. Wer weiß…
Darüber mache ich mir jetzt keinen Kopf.


Dennoch machten mir in den letzten Tagen mehrere Leute im Fitnessstudio unabhängig voneinander Komplimente!
So merkte der Physiotherapeut plötzlich an, während ich gerade den Trizeps trainierte, dass ich gut definierte Oberarme hätte. Auch bei der nächsten Übung (Oberschenkelrückseite) schien er „einen sehr ausgeprägten Beinbizeps“ an mir festzustellen, „den nicht jeder hätte“.
Dazu kamen weitere freundliche Bemerkungen seitens der Kunden, die meinen „guten Trainingszustand“ lobten.
Ich freute mich riesig! Damit hatte ich nicht gerechnet.
Demzufolge täuschte mich mein Gefühl nicht und es tat sich wirklich etwas in den letzten Wochen.



Allerdings merke ich seit Längerem etwas, das mir Sorgen macht:
Ich stellte fest, dass ich den Sport über alles und jeden stelle!
Mögliche Treffen mit Freunden oder Babysitten, damit meine Schwester Fahrstunden nehmen kann, plane ich genauestens, damit es nicht mit dem Training kollidiert. Oder wenn ich frei habe, lege ich Treffen erst auf den Nachmittag, damit ich früh bis Mittag trainieren kann…

Aber morgen (Samstag), so sagte ich mir, sollte ich – nein, muss ich – pausieren! Bin ich abgelenkt oder habe ich zu tun, komme ich nicht in Versuchung, Sport zu treiben.
Doch was ist wirklich morgen? Bisher ist nichts geplant, das mich ablenken würde…


Samstagmorgen, 4. Juli 2020. Es ist 9.05 Uhr.
Ich stehe vorm Spiegel. Was ich sehe?
Dass ich mich selbst anlächle! Mein Bauch gefällt mir, obwohl die Maßen unverändert sind.
Hunger habe ich!
Auch deswegen überrascht es mich, dass die Maßen unauffällig sind.
Mir gefällt der Bauch und das zählt in diesem Moment. Auch wenn ich weiß, dass es nicht gut ist, zu denken: „Wow, so gefällt mir der Bauch!“
Theoretisch weiß ich genau, wieso der Bauch mich in diesem Moment zufriedenstellt. Theoretisch weiß ich auch, wie ich da hinkomme, was ich dafür tun muss… Doch manchmal geht es nicht von heute auf morgen. Manchmal dauert es ein, zwei Tage.
Hierbei ist das Dilemma, dass es kein langfristiger und kein Idealzustand ist, einen immerzu flachen Bauch anzustreben.
Gehe ich mit einem Kaloriendefizit und Hunger ins Bett, habe ich festgestellt, dass ich mich umso mehr auf mein Frühstück freue!
Ich wache mit großem Hunger auf und erlaube mir i. d. R. auch eine üppigere Mahlzeit.


Heute fahren mein Freund und ich in einen Zoo. Also komme ich „um den Sport herum“ und habe die Ablenkung, von der ich soeben schrieb.
Das klingt so, als würde ich mir Ausreden suchen, um nicht sportlich aktiv sein zu müssen.
Stattdessen ist es eher so, dass ich mich zügeln muss.


Während des Zooaufenthalts machte ich fast 13.000 Schritte. Sollte ich das als Sporteinheit werten?
Mit Frühstück, zwischendurch einem ISO-Getränk und Abendessen zu Hause hatte ich bis 19 Uhr keine 1.400 kcal erreicht! Toller Tag zum Zunehmen (Ironie aus).

Bereits auf dem Heimweg vom Zoo wurde ich nervös, da es spät war und ich noch kochen wollte.
Das heißt, ich sagte mir, ich sollte kochen, um meinem Kalorien-Soll wenigstens näher zu kommen, um Mikronährstoffe aus Gemüse (Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, sekundäre Pflanzenstoffe), komplexe Kohlenhydrate und Eiweiß (durch Dinkelnudeln) sowie eine weitere Eiweißquelle zu mir zu nehmen.
Zudem fand ich, sei eine warme Mahlzeit die bessere und abwechslungsreichere Wahl zu Brot mit Käse.


Mein Freund sah, dass ich 60 g Nudeln abwog. Er empfand es als „viel zu wenig“ und deswegen sage er auch hin und wieder, dass wir solche Ausflüge wie heute nicht machen könnten:
Wenn wir den ganzen Tag unterwegs sind, kommst du nicht auf deine Punkte“ (mit „Punkte“ meint er „Kalorien“).
Er verlangte, dass ich mehr Nudeln nehme. Von jetzt auf gleich wurde ich gereizt, ich fühlte mich provoziert. Um ihm gerecht zu werden, gab ich zehn weitere Gramm Nudeln hinzu. Natürlich ist das nicht viel, geschweige denn bringt es viel. Aber für mein Gewissen (dass ich damit klarkomme) und im Hinblick darauf, später auch noch meinen geliebten Quark zu essen, war dies ein Kompromiss für mich.


    Leave Your Comment Here