02 Vorurteile bei Untergewicht

Meine wöchentliche Trainingsplanung beinhaltet sowohl isoliertes Muskeltraining an Geräten wie auch funktionelle Einheiten, wie z.B. in meinen Kursen.
Zudem sollte ich Fitnesskurse als eigenständiges Trainingspensum ansehen, aber ich zähle sie für MICH – als DER Trainer DIESEN Kurses – nicht als vollwertig an. Wahrscheinlich, weil ich mich dabei nicht so verausgaben kann. In Kursen geht es um die Teilnehmer (TN). Meine Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass es den TN gut geht, sie Spaß haben und sie die Übungen korrekt ausführen. Demnach muss ich immer ein Auge auf sie haben, rumgehen oder von meiner Standposition aus allgemeine Anweisungen geben (ohne gezielt Namen zu nennen, damit sich der- oder diejenige nicht vor der Gruppe bloßgestellt fühlt).

Ich möchte, dass Menschen, die mich zum ersten Mal sehen, mir von Anfang an etwas zutrauen und nicht in Vorurteilen schwelgen wie: “ Die ist aber schmächtig. Die kann doch nicht als Fitness- oder Kurstrainerin arbeiten.“
Oder wenn ich eine Kiste oder schwere Einkäufe tragen möchte: „Lass das mal stehen. Das ist zu schwer für dich“.
Traurigerweise werden dünne Menschen oft nicht für „voll“ wahrgenommen. Man traut ihnen weniger zu und häufig ist es so, dass sie sich anderen gegenüber erst behaupten müssen.

Wenn ich zurückblicke, als ich meinen ersten eigenen Fitnesskurs bekam, schienen manche der Teilnehmer/-innen skeptisch gewesen zu sein. Dies erfuhr ich Monate später durch eine der Teilnehmerinnen: Wie sie mir berichtete, hatte sie sich damals bei den weiteren Teilnehmerinnen für mich eingesetzt: Manche waren kritisch, ob ich das körperlich durchhalten würde. Diese Vorurteile scheinen aber schnell verflogen zu sein, zumindest hatte ich positiven Zuspruch bezüglich meiner Kurse.
Mittlerweile ist es auch so, dass mich viele Kunden bei meinem eigenen Training beobachten und ansprechen, welche hohen Gewichte ich stemmen würde („Das ist ja bestimmt mehr, als du selbst wiegst?!“, höre ich oft) und, jetzt kommt´s:
dass man mir das gar nicht zugetraut hätte
Viele sagten mir auch in den letzten Monaten, dass ich nur aus Muskeln bestünde, ein kleines Energiebündel sei und kein Gramm Fett an mir sei. Drei Komplimente, über die ich mich wirklich sehr freue!
Aber viele wissen nicht, wie schwer es ist: das Planen insgesamt. Sowohl essen als trainieren sowie Pausen. Jeder reagiert anders auf diese Komponenten, auch auf Stress (physisch und psychisch) oder Probleme im Alltag. Allein schon das ständige Rattern im Kopf kann eine der Komponenten aus dem Ruder laufen lassen. Dann z.B. wenn man sich verrückt macht. Auch kleine Gedanken können immense Größe annehmen.

Kennst du das, wenn du ständig und über alles nachdenkst, letztendlich aber gar nicht genau sagen kannst, was dir so Kopfzerbrechen bereitet?
Ich bin z.B. jemand, der bei Stress abnimmt. Oder auch, wenn ich mich noch mehr mit dem Thema „Essen“ auseinandersetze (mir bspw. vornehme, mehr zu essen), schlägt sich dies ins Gegenteil um. Ich bin dann so aufs Essen fokussiert, dass ich am Tagesende doch gegen ein Kaloriendefizit kämpfen muss. Nicht selten habe ich somit spät abends noch um die 800 bis 1.000 kcal offen, die ich noch zu mir nehmen sollte. Das heißt, wenn ich nicht will, dass mein Training umsonst war und ich Erfolg verbuchen möchte.


Das sind zumindest meine Erfahrungen. Vielleicht hast du andere gemacht?
Dann berichte doch gern darüber!

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