53 „Ich schaff´ das nicht!“

Mein Freund ist davon überzeugt, dass es bei mir nicht an „zu wenig Training“ liege, dass ich kaum zunehme – ich mache höchstens zu viel, sagt er.
Nach meiner heutigen Sporteinheit fühlte ich mich… ich weiß es gar nicht.
„Hilflos“ ist das falsche Wort.
Doch ich musste mit ihm reden, brauchte von ihm eine mentale Stütze…
„Ich schaff´ das nicht!“, brach es aus mir heraus, als ich mich neben ihn setzte. Tränen kullerten mir die Wangen hinunter.
So war das weniger gedacht…

Gemeint war meine Absicht, das Sportpensum zu reduzieren, dadurch beim Kalorienverbrauch einzusparen, mir mehr Regenerationsraum zu geben und somit die ersten richtigen, langfristig zum Ziel führenden Schritte in Richtung „Körpertransformation“ einzuleiten.



Über eine Stunde sprachen wir.
Worüber? Über Zunehmen, Training, Essen …
Seither rattert es ununterbrochen bei mir und meine derzeitige Ansicht ist:
Morgen fange ich richtig an!
Nach unserer Unterhaltung las ich mich über Google zum Thema „gesundes Zunehmen“ ein.
Dabei notierte ich mir kleine Schritte, die mir auf dem Weg eine Hilfe sein werden:
Honig in den Tee oder ins Müsli geben, die Portion durch mehr Obst und Haferflocken vergrößern, zwischendurch Butterkekse essen… Einfache, logische Maßnahmen, die hilfreich dabei sind, (schneller) ans Ziel zu kommen. Doch ich kenne mich – und meine Vorsicht:
Weshalb esse ich denn keine (industriell gefertigten) Kekse oder Kuchen? Weil ich weiß, dass sie nicht gesund sind, schlechte Nährwerte besitzen und oftmals aus minderwertigen Zutaten bestehen (viel Zucker sowie Transfette, leere Kohlenhydrate, wenige Mikronährstoffe etc.).
Letztendlich aus Angst davor, Fett anzusetzen.
Weshalb süße ich nicht meinen Tee mit Honig oder Traubenzucker?
Weil es dennoch einfacher Zucker, wenn auch kein weißer Haushaltszucker ist.
Letztendlich aus Angst davor, Fett anzusetzen.
Schließlich wäre „Clean Baking“ eine Option, mit der ich mich anfreunden kann, um zielführend gesunde Kalorien und gleichzeitig gute Nährstoffe aufzunehmen.



Zu dem Gespräch mit meinem Freund kam es, weil ich gegen meine ursprüngliche Planung das heutige Training abbrach – um vernünftig zu sein. Mit Aufwärmen trainierte ich bereits knapp zwei Stunden, davon ca. 80 Minuten Krafttraining.
Doch diese kamen mir zu wenig vor – sonst trainiere ich länger, zumindest in letzter Zeit.
Das Schlimmste für mich ist:
Ich schob schon das Bizeps-Training von gestern auf heute, denn nach drei Stunden Sport sagte ich mir gestern: „Jetzt hörst du endlich auf! Morgen kannst du Bizeps machen.“

13 Übungen à fünf Sätze für Oberschenkelvorderseite, Rücken, Po sowie Waden mussten gestern reichen.
Damit stand für heute auf dem Plan, die Beinrückseite, Brust, Bauch, Bizeps, Trizeps und Schulter mit fünf bzw. vier Sätzen zu trainieren.
Allerdings merkte ich heute, dass es viel zu viel wäre, würde ich es so durchstrukturiert durchziehen. Auch wollte ich erneut vernünftig sein, denn „viel hilft nicht immer viel“.
Diesen Spruch hast du bestimmt schonmal im Bezug auf Training gehört, oder?


Nichtsdestotrotz entfiel daher das komplette Arm- sowie Schultertraining. Mein schlechtes Gewissen oder meine Angst davor, zu wenig gemacht zu haben, die untrainierten Muskeln zu lange pausieren zu lassen, war von jetzt auf gleich da… Und dennoch appellierte ich an meine Vernunft!
Ich dachte: „Es ist schon 14 Uhr durch, du hast vor 10 Uhr gefrühstückt, zwischendurch den Shake gehabt. Bis ich esse, wird es erst Nachmittag.“
Etwas spät, gestand ich mir ein. Zu spät, um innerhalb des restlichen Tages die ausstehenden Kalorien auf mehrere Mahlzeiten aufzuteilen.



Ein weiterer Aspekt, um bewusst weniger zu trainieren, ist der, dass Training über eine Stunde Muskulatur abbauen soll. Denn das Stresshormon Cortisol wird nach diesem Zeitfenster ausgeschüttet und ruft diese katabole Wirkung hervor*.
Aufgrund dessen nahm ich sowohl heute als auch gestern während meiner Fitnesseinheit einige Löffel des Fitness-Shakes zu mir, um dem Muskelabbau entgegenzuwirken und mir zwischendurch etwas Energie zuzuführen.
Normalerweise nehme ich meinen Shake nach dem Sport zu mir, selbst wenn ich zwei Stunden durchtrainiere.


Es waren heute nur neun Übungen! Wie gesagt, für mich vom Kopf her zu wenig… Das Training selbst war allerdings nicht ohne.
Bis auf die Beinbeuger mit fünf Sätzen, trainierte ich Brust und Bauch mit (nur?) vier Sätzen. Nein, Halt!
Die letzte Bauchübung bestand sogar nur aus drei Sätzen, weil ich feststellte, wie spät es schon war und ich noch die Trainings der letzten Tage spürte.
Wirklich pausiert habe ich seit Tagen nicht. Wenn ich mal keine Kräftigungsübungen absolvierte, legte ich draußen eine Laufrunde ein.



Vorhin sprach mein Freund ganz klar aus, dass ich heute weinte, aus Angst zu wenig trainiert zu haben, sei schlichtweg krank! Und dass er mir da nicht mehr helfen könne, ich vielleicht doch zur Therapie müsse.
Wie oben erwähnt: Meine unzureichende Gewichtszunahme liege am Essen, ist sich mein Freund sicher, an den Mengen. Schlicht und einfach am Kaloriendefizit.
Dieses kontinuierliche Kalorienplus von 300 bis 500 kcal, um zuzunehmen und Muskeln aufzubauen, fällt mir schwer. Gerade an trainingsfreien Tagen. In erster Linie ist es eine mentale Blockade, das weiß ich…

Das Beste sei es, ergänzte mein Freund, wenn ich sechs Wochen gar nicht trainierte und in eine „Einrichtung“ ginge…! Ich solle gar kein Cardio machen, aber spazieren sei in Ordnung.
Zudem solle ich nur drei Sätze pro Übung machen, nicht aber drei Übungen pro Muskel!
Doch ich befürchte, dass ich mich dann nicht ausgefüllt fühle, ich unausgewogen und hibbelig werde.

Hinzu kommt, dass mein Freund erwähnte, dass er gerne spontan auswärts oder bei Freunden essen würde, es aber aus Rücksicht auf mich nicht ginge: Ich würde nur mein Selbstmitgebrachtes oder bei den Gastgebern nicht genug essen. Haben wir Besuch mag ich es nicht, vor anderen meinen Quark abends zu essen, also esse ich ihn heimlich in der Küche oder er fällt aus…
Und dass ich seit über sechs Jahren etwas ändern wolle, es aber nicht schaffen bzw. umsetzen würde… (das Zunehmen ist gemeint).
Was soll ich sagen!? Er hat recht!
Ein, wenn nicht vielleicht der ausschlaggebende Punkt für mein „Morgen fange ich richtig an!“ ist die Bemerkung meines Freundes, dass er das nicht mehr lange mitmache…!


Hallo, bitte einmal wachrütteln!

Ich kann doch nicht durch diese „Sturheit“ meinerseits alles aufs Spiel setzen! Meinen Freund, unsere Zukunft, Kinder, aber auch mein Ziel zuzunehmen! Ich erreiche es so, wie ich es aktuell handhabe, nicht!
Das ist Fakt!
Veränderungen sind schwer, sie sind aber auch eine Chance!
Mach es endlich, fitnice! Noch länger warten? Worauf!?






* Quelle: Reinhard, Achim & Niklas (2014): Fitness FAQ. Optimal Muskeln aufbauen (1. Aufl.). Püttlingen, Deutschland: epubli GmbH.

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