50 Der Zwang blendet die Vernunft aus

Vergangenen Sonntag wollten mein Freund und ich nachmittags spazieren gehen.
Der Morgen startete mit einem gemeinsamen Frühstück, was viel zu selten der Fall ist. Doch da momentan der Spinningkurs vormittags nicht stattfindet und ich zu Hause trainiere, klappte es seit langem wieder.
Im Anschluss machte ich einige Übungen für Beine und Po, um mir daraufhin die verbrauchte Energie durch Dinkelnudeln, Spinat und Rührei zurückzuholen. Okay, sagen wir, ich holte mir einen Teil der verbrauchten Energie zurück, denn es handelte sich um eine kleine Portion mit 50 Gramm Nudeln.

Weshalb machte ich mir nur 50 Gramm?
Das ist eine gute Frage. Ich meine, ich betätige die Küchenwaage, ich gebe die Nudeln hinein und ich entscheide, wann gut ist.
Wobei ich zugeben muss: Hierbei war gut nicht gut.
Ich glaube, ich sage mir unbewusst:
„Du isst erstmal weniger, sodass du aber angenehm satt bist. Es ist noch früh am Tag, dann isst du in zwei Stunden nochmal etwas Kleines“ usw.
Aber so ist der halbe Tag schnell rum und ich habe bis dahin oft nicht mal die Hälfte des Kalorien-Solls intus!

Ich versuche immer vorausschauend zu kalkulieren, was das Essen betrifft:
Wann, was essen? Wie lange bist du wo? Passt es von der Uhrzeit her (z.B. nicht zu spät am Abend, um noch Brot, Nudeln etc. (= Kohlenhydrate) zu mir zu nehmen)?
Damit ich nun auch am Sonntag planen konnte, sprach ich mit meinem Freund, bevor wir zum Spazieren aufbrachen:
„Wenn wir gleich weg sind, essen wir nicht vor 18.30 Uhr. Also sollte ich jetzt noch etwas essen?“, fragte ich. Da hatte ich unter 900 kcal auf – wie gesagt, nach Sport und es war schon früher Nachmittag! Er schickte mich sofort mit den Worten: „Ja, natürlich solltest du vorher noch etwas essen!“ in die Küche. Dort schmierte ich mir drei Scheiben Dinkelbrot mit Käse.

Wir waren keine zwei Stunden weg, doch zu Hause hatte ich wieder Hunger. Es wurde ein zweites Müsli.
Nun ist es 19 Uhr – ich liege unter 1.600 kcal! Ganz klar fehlt mir der Shake.
Doch da ich derzeit, wie viele andere auch, zu Hause trainiere, denke ich einerseits, dass ich ja sofort nach dem Training essen kann und ich mir somit schnell die Nährstoffe zuführe.
Mein Fazit: „Dann benötige ich ja keinen Shake“.
Dass mir aber dann um die 1.000 kcal fehlen, ich im Training viele Kalorien verbrennen werde und ich folglich zum Tagesende mit den Kalorien hinterherhinke, lasse ich in dem Moment außer Acht…

Andererseits kommt zwischendurch in mir die Frage auf, ob Training mit wenig bzw. ohne Equipment die Muskulatur ausreichend stimulieren kann – zumindest, wenn jemand Muskelaufbau und Gewichtszunahme anstrebt (siehe Beitrag 49: Konzentration auf Calisthenics – ohne Geräte näher an mein Ziel?!).
Und leider verfüge ich in den eigenen vier Wänden über wenig Trainingsutensilien.

Gleichzeitig sage ich mir:
„Schau dir Calisthenics-Athleten an! Durchtrainiert, muskulös, kräftig, super Körperbeherrschung, wenig Körperfett!“
Sie sind das Vorzeigebeispiel dafür, was mit dem eigenen Körper möglich ist!
Und da möchte ich hin!


Um nun den Schlenker zurück zu den „fehlenden Kalorien“ zu machen:
Mittlerweile ist es spät, bald Schlafenszeit – und mir damit viiiiiiiel zu spät für meinen Shake! Ja, es stimmt: Ich mache mich viel zu sehr von der Uhrzeit abhängig…
Um bei Ziffern und Zahlen zu bleiben:
Es ist reine Mathematik, fitnice!
Isst du weniger Kalorien als du verbrauchst, deckst du nicht deinen Bedarf!
Da rettet mich auch nicht mein großer Quark von heute Abend:
2.410 kcal schaffte ich heute. Das ist nicht gut.
Mein Freund ermahnte mich die Tage noch:
An trainingsfreien Tagen müsse ich 3.000 kcal, an Trainingstagen mindestens 3.500 kcal erreichen.


Nun liege ich im Bett und trotz des Kaloriendefizits überlege ich, ob ich morgen laufen oder spazieren gehe…
Krafttraining werde ich aber nicht durchführen. So der aktuelle Stand.
Vielleicht probiere ich neue Übungen für Calisthenics aus?
Doch hier fängt es schon an:
Von ein, zwei oder drei Übungen „nur ausprobieren“ kann ich i.d.R. nicht viel sagen. Ob ich sie richtig ausführe und ob sie effektiv sind, weiß ich erst nach mehrmaligem Durchgehen.
Nur dann wäre es doch ein „richtiges Training“!?
Abwarten, ob ich morgen früh Muskelkater habe, dann spontan entscheiden.
Und auf den logischen Menschenverstand hoffen…
Ich bin selbst auf meine Entscheidung gespannt.

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