05 Angst vor dickem Bauch

Muskelkater. So komisch es sich anhört, aber wenn ich ihn habe, freue ich mich. Und kürzlich war es soweit. Muskelkater in der seitlichen Bauchmuskulatur. Er muss von einer Kombi-Übung herrühren, die ich schnell (!) und direkt hintereinander ausgeführt hatte, nämlich „Klappmesser“ plus „Toe Tap“ (hier zu den Übungen).
Aber es waren keine neuen Übungen für mich, sie waren von der Ausführung sogar leichter, da ich sie diesmal ohne Fußmanschetten ausübte. Also weshalb hatte ich Muskelkater? Gedanken schossen in meinen Kopf: Befand ich mich im Muskelaufbau und spürte deswegen etwas? Oder irrte ich mich dermaßen kolossal und baute gerade sogar Muskeln ab??? Wäre dem so, könnte ich es nicht verstehen. Ein wenig hatte ich sogar zugenommen, wenn auch nur ein paar hundert Gramm in den letzten Wochen. Also kann das doch nicht sein, sagte ich mir: Zunehmen und dennoch Muskelabbau? Das passt nicht. Oder doch?

Bleiben wir beim „Bauch“:
Fünf Tage später. Vorm Zubettgehen Spiegelcheck. Fokus „Bauch“.
Dick war er – und ich unzufrieden. Ich hatte “Angst”, dass er am nächsten Morgen auch noch dick ist…

Den Rest meines Körpers begutachte ich im Vergleich zum Bauch sehr wenig. Als Grund anzugeben, dass ich einfach das Oberteil hochschieben kann und mich nicht entkleiden muss, wäre zu banal und eine vorgeschobene Begründung.
Schon mit fast zwölf Jahren, als ich mit dem Abnehmen angefangen hatte, wollte ich nur eine Art Delle über dem Bauchnabel weghaben. Die Kilos schwanden, die Delle blieb…
Und somit auch die Tatsache, dass mein Augenmerk auf einem flachen Bauch liegt.

„Angst“ – ja, so kann man es bezeichnen.
Angst, dass der Bauch am nächsten Tag dick, oder zumindest dicker als gewöhnlich, ist. Nicht umsonst werfe ich mehrmals am Tag Kontrollblicke in den Spiegel. Nicht nur zu Hause. Auch auf der Arbeit, wenn ich bei jemanden zu Besuch bin oder im Restaurant auf dem WC. Gerade vor und nach dem Essen ist es extrem. Nach dem Essen sehe ich wie im achten Monat schwanger aus!

Dann versuche ich mir zwischendurch aber zu sagen:
Es sieht keiner wirklich, ob er (schön) flach ist!
Aber ich weiß es. Ich weiß, ob er heute flach oder vorgewölbt ist. Und ich fühle mich besser, wenn er – für mich- „schön“ gleichbedeutend mit „flach“ ist…
Ich weiß auch, dass es niemand verstehen oder nachvollziehen kann, der nicht selbst diese Gedanken hat.
Ein Kreislauf. Ein Irrgarten. Doch wo ist der Ausweg?
Die Antwort darauf liegt irgendwo in mir verborgen.
Nur ich kann den Weg finden und muss ihn gehen.

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