48 Keine sichtbaren Fortschritte – der Kopf als limitierender Faktor

Morgen ist ein weiterer Wiegetag.
Letztes Mal, also morgen vor zwei Wochen, hatte ich 100 Gramm bis 200 Gramm abgenommen – Okay, sagen wir Gleichstand, da natürliche Schwankungen immer vorkommen können.
Mein Freund bekam das letzte Wiegen mit, denn aufgrund des schlechten Wetters hatte er früher Feierabend. Während ich auf der Waage stand, fragte er, was sie anzeigt.
Warum auch immer hatte ich eine leicht andere Zahl im Kopf und als ich das neue Gewicht sah, war ich mir sicher, dass es nun 100 bzw. 200 Gramm mehr (!) waren als zuletzt.

Obwohl mein Freund nun im Glauben war, ich hätte wenigstens ein wenig zugenommen, reagierte er für mich enttäuschend. Und gleichzeitig war er wohl von meinem „Fortschritt“ enttäuscht:
„Also kein Unterschied. Hundert Gramm mehr kann auch einfach so sein“, entgegnete er mir (z.B. durch mehr Wassereinlagerung).
Seine Stimmlage wirkte ernst. Aber damit war das Thema durch.

Am Nachmittag fragte ich ihn, ob er einen Unterschied an meinem Bauch feststellt, Stichpunkt „Adern“.
Auf mich wirkten sie sichtbarer im Vergleich zu vor wenigen Tagen. Doch wann hatte er zuletzt meinen Bauch gesehen?!
Für ihn seien sie weniger geworden.

Sollte ich mich über seine Aussage freuen?
Zugegebenermaßen war seine Antwort zugleich demotivierend als auch enttäuschend für mich.
Inständig hatte ich gehofft, dass er die Adern ebenfalls als „mehr“ wahrnimmt.


Kurz darauf musste ich los zu meinen Kursen.
Meine Bekannte, mit der ich des Öfteren übers „Zunehmen“ sprach, nahm seit langem teil und wir konnten im Anschluss ein paar Sätze wechseln.
Auf ihre Frage hin, was es Neues gäbe, entgegnete ich, ob ihr etwas an mir auffalle, denn ich hatte in einem Monat 1,3 kg zugenommen.
Sie freue sich, sagte sie lächelnd, und fügte hinzu, dass man allerdings ein Kilo bei mir nicht sähe.
Drei bis vier Kilogramm müssten es mindestens sein, um einen Unterschied zu erkennen.
Meine Hürde werden die 48 kg. Davon ist sie überzeugt.
Gleichzeitig erinnerte sie mich daran, wie „gut“ ich mit 53 kg im Mai 2017 ausgesehen hätte.
Dies sollte vermutlich ein Motivationsschub sein…

Ihr Vater, der ebenfalls bei uns trainiert, bekäme jedes Mal die Krise, wenn er mich sähe, erwähnte sie:
Ich würde viel zu viel Sport machen, sage er zu ihr. Doch wie möchte er das beurteilen? Wir sehen uns vielleicht einmal alle zwei oder drei Wochen kurz, wenn er sonntags zum Rückenkurs kommt und ich z.B. gerade an einem Trainingsgerät sitze oder auf dem Laufband bin.
Auch bestätigte meine Bekannte, was mein Freund die Tage sagte:
nämlich, dass, falls ich eines Tages krank würde, ich nichts zum Zusetzen hätte und schnell abnähme.
Vermutlich wäre dem so…



Was ich nach wie vor nicht ablegen kann, ist das Rattern in meinem Kopf.
Beispielsweise absolvierte ich letzte Woche extrem viel Sport am selben Tag. Ich vertrat morgens meine Kollegin im Rückenkurs, daran schloss ich mein eigenes Training und abends fuhr ich nochmal ins Studio, um an Spinning teilzunehmen.
Laut Fitness-App soll ich dadurch über 1.000 kcal verbrannt haben!

Auf dem Heimweg vom Spinning ging ich im Kopf durch, was ich bisher zu mir genommen hatte. Dass dies zu wenig war, unabhängig vom Sportpensum diesen Tages, stand außer Frage. Allein der Vernunft halber freundete ich mich mit der Planung an, mir gleich einen nährstoffreichen und kalorienhaltigen Quark anzurühren.

Gegen 21 Uhr war ich zu Hause und sprang erstmal vor den Spiegel.
Ich war zufrieden und konnte mit gutem Gewissen meinen großen Quark essen. Diesen pimpte ich mit einer halben Banane, gepufftem Dinkel sowie Quinoa. Na, ob das damit ein „vollgepackter“ Quark war, bezweifle ich selbst.
Während ich den Quark zubereitete, nahm ich ein gekochtes Ei zu mir und fand es als zu wenig. Dennoch spielt die Uhrzeit für mich eine gravierende Rolle – und mit jeder Sekunde wird es später.
Ein Dilemma, wenn du eh schon hibbelig aufgrund der fortschreitenden Zeit bist.
Normalerweise sind Kohlenhydrate dabei ein No-Go.
Nur in Ausnahmesituationen, wie nach einem intensiven Sportkurs, gebe ich dem Verstand nach und füge dem Quark Cerealien sowie Früchte hinzu oder esse seit kurzem Brot.

Kurzfristig schoss durch meinen Kopf, jetzt noch schnell die letzten zwei Eier zu essen, bevor das Sättigungsgefühl einsetzt.
Gedacht, getan.
Doch gleich danach empfand ich es als minder gute Idee:
„Das war zu viel, jetzt kannst du noch nicht ins Bett!“, ermahnte ich mich selbst.

Wie du es wahrscheinlich schon ahnst oder erwartest, raste ich nach der Spätmahlzeit erneut zum Spiegel. Doch ich war angenehm überrascht:
Ich rechnete mit einem dickeren Bauch und hatte zudem viel Wasser getrunken.

Insgesamt aß ich heute sechsmal, allerdings nicht warm: Brote mit Käse, Müsli, Porridge, Quark und Eier.
Es waren immer Kleinigkeiten, aber so fand ich es gut! Es erinnerte mich an meine schwierige, „magere“ Zeit. Meine Mutter legte mir damals nahe, mir jederzeit etwas zu essen zu machen, wenn ich Hunger hätte, und bräuchte nicht auf das gemeinsame Familienessen zu warten. Somit warf ich z.B. spontan den Ofen an, um mir eine Brezel aufzubacken. Das fand ich damals gut und entdeckte es nun wieder neu für mich.


Um es auf die derzeitige Situation (durch „Corona“) zu beziehen:
Es erscheint mir als Vorteil, dass ich momentan viel zu Hause bin und mir das Essen auf mehrere Mahlzeiten aufteilen kann.
Ein weiterer, für mich sehr wichtiger Punkt, den ich aus der heutigen Essstruktur als angenehm und vorteilhaft mitnehmen kann:
Mein Bauch blieb durchweg flach!
Vorm Zubettgehen war er natürlich voluminöser als nach dem Aufstehen am Morgen. Dennoch bemerkte ich einen positiven Unterschied zu gestern Abend und den Abenden davor: Er war flacher!

Doch ahne ich nun schon, dass es morgen anders aussähe, wenn ich mittags kochen sollte. Aber ich kann ja nicht auf warme Mahlzeiten verzichten, nur damit ich flacher bin!?

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